Trends, Möglichkeiten und Aussichten in der Teamentwicklung
Das Interview mit Stefan Heiligensetzer
Entdecken Sie, wie Sie durch Erfahrungslernen und innovative Trainingsansätze Ihre Teamdynamik revolutionieren.
In einer Welt, die von Unsicherheit und ständigen Veränderungen geprägt ist, stehen Teams und Führungskräfte vor beispiellosen Herausforderungen.
Wir haben mit Stefan Heiligensetzer, einem erfahrenen Partner und Teamtrainer bei faszinatour Training Event Solutions, gesprochen, um aktuelle Trends, Möglichkeiten und Aussichten im Bereich der Teamentwicklung zu erkunden.
Erfahren Sie, wie die Methode des Erfahrungslernens nicht nur die Leistungsfähigkeit und Zusammenarbeit in Teams verbessern kann, sondern auch, wie hybride Trainingsformate dabei helfen, Effektivität zu steigern und Kosten zu reduzieren.
Entdecken Sie praktische Einblicke und wertvolle Empfehlungen für Unternehmen und Führungskräfte, um in herausfordernden Zeiten die Menschen noch mehr in den Blick zu nehmen. Ein Muss für jeden HR-Verantwortlichen, Führungskraft und Teamleiter, der nachhaltige Teamentwicklung und Führungserfolg anstrebt.
Stefan, welche sind die derzeitigen Herausforderungen für Teams und Führungskräfte?
Die Herausforderungen sind auf jeden Fall vielfältig, denn Unternehmen und Organisationen müssen sich zunehmend einer unsicheren und unvorhersagbaren Entwicklung von Gesellschaft, Märkten, Rahmenbedingungen und vielem mehr stellen. Zudem finden große, kräfteraubende Transformationen statt, wie Klimaneutralität herstellen, Mobilitätswandel, Fachkräftemangel, um nur drei zu nennen. Da ist es die große Aufgabe, eine Orientierung zu finden und zu geben, Motivation und Lust zu generieren, diese abenteuerliche Reise gemeinsam anzugehen.
Und wie beeinflussen diese Herausforderungen deiner Meinung nach die Leistungsfähigkeit und Zusammenarbeit von Teams?
Die Unsicherheit in Bezug auf Ziel und Zukunft einer Organisation schafft Verunsicherung beim Einzelnen. Dies führt wiederum zu Unzufriedenheit, Bedenken, manchmal sogar zu Ängsten. Die Folgen können vielfältig sein, aber auf jeden Fall geht einige Energie in die Selbstbeschäftigung mit der Organisation und diese fehlt im eigentlichen Geschäftsfeld.
Um dem entgegenzuwirken, braucht es eine gute Führungsarbeit, viel Nähe zu den Menschen und transparente Organisationsentwicklung.
Bei Teamtrainings arbeiten wir häufig mit der Methode des Erfahrungslernens – kannst du die Methode kurz aus deiner Sicht beschreiben?
Es geht dabei um Lernen durch selbst gemachte Erfahrungen. Der Mensch ist ein permanent lernendes Wesen. Er tut Dinge, das hat bestimmte Folgen, die er wahrnimmt und daraus kann er Schlüsse für zukünftiges Verhalten ziehen. Das beginnt schon im Babyalter.
Beim sogenannten erfahrungsorientierten Lernen kommt der Trainer/Coach mit ins Spiel. Er unterstützt aktiv beim Prozess der Reflexion und führt den Klienten bewusst beim Transfer in Richtung Alltag und Berufsleben. Die große Kunst ist, die richtigen Methoden zur Generierung der Erfahrung zu wählen und in Reflexion und Transfer die richtigen Fragen zu stellen, die den Klienten zur eigenen Erkenntnis führen. Wir sind im Prinzip eine Art Geburtshelfer für eigene Erkenntnisse. Im Idealfall führt das beim Klienten zu einer Weiterentwicklung von Verhalten und Haltung.
Wie können wir uns ein konkretes Beispiel vorstellen, bei dem die Methode "Erfahrungslernens" erfolgreich angewandt wird?
faszinatour ist auf Erfahrungslernen im Outdoor-Bereich spezialisiert. Das ist ein hervorragendes Szenario, das ich liebe, denn weil die Menschen weg vom Alltag sind, geht der Fokus auf die beteiligten Personen und Vorgänge. Man kann gezielt mit der Komfortzone der Menschen spielen, ohne Gefahrenpotenzial zu verursachen oder gar ein Survivaltraining durchzuführen.
Konkret läuft momentan eine Serie für Führungskräfteentwicklung bei einem großen Industrieunternehmen. Der erste Tag ist ein kompletter Outdoortag mit Orientierungswanderung, Problemlöseaufgaben, die über den Tag hinweg immer schwieriger werden und mit ausreichend Raum für Dialog, Reflexion, Austausch und Transfer. Ziel ist es, am eigenen Verhalten viel über Teamdynamiken und Führung von Teams zu erfahren.
In den beiden Folgetagen wird das Ganze aufgearbeitet, mit wissenschaftlichen Grundlagen angereichert und in ein klares Lernergebnis gegossen. Das findet dann im Seminarraum oder im virtuellen Setting statt.
Welchen Vorteil bietet deiner Erfahrung nach das Erfahrungslernen im Vergleich zu anderen Lernmethoden?
Keinen, denn die richtige Lernmethode hängt immer vom Lernziel ab. Es gibt Themen, da ist Frontalunterricht das richtige Mittel der Wahl. Wenn es aber um die Entwicklung von Menschen geht, darum, eigenes Verhalten und das von anderen zu reflektieren und weiterzuentwickeln, dann ist Erfahrungslernen unschlagbar. Denn was ist erkenntnisreicher, als ehrlich in den Spiegel zu schauen?
Sprechen wir über die Verbindung von Präsenzanteilen und digitalen Modulen, sogenannte hybride Formate – inwiefern können diese die Effektivität von Trainings und Veranstaltungen verbessern?
Die Frage stellt sich so gar nicht, denn hybride Formate sind bereits Realität am Markt. Hybrid in unserem Sinne bedeutet, Präsenzanteile und virtuelle Anteile in ein Trainingspaket zu packen. Inzwischen sehen wir schon beim Design von Trainings mit dem Kunden gemeinsam den besten Mix vor. Die großen Vorteile sind Reduktion von Reise- und Übernachtungskosten, flexiblere Zeitgestaltung und räumliche Unabhängigkeit. Es gibt inzwischen hervorragende Tools, die ein Erfahrungslernen mit viel Interaktion auch im virtuellen Raum möglich machen. Und klassische Moderationsarbeit lässt sich sowieso auch virtuell hervorragend umsetzen.
In der Praxis gilt meiner Erfahrung nach immer "Präsenz vor virtuell", um eine gute Basis zu schaffen. Unbedingt ist im Vorfeld sicherzustellen, dass die notwendige digitale Kompetenz bei den Teilnehmern vorhanden ist. Zudem muss der virtuelle Raum ansprechend und abwechslungsreich gestaltet werden, sowohl visuell als auch methodisch. Nicht zu unterschätzen ist die Vorbereitung dafür, die aufwändiger ist als bei reinen Präsenzformaten. Falls irgend möglich, sollte das Training mit einem Präsenzblock abgeschlossen werden.
Kurz gesagt:
- Präsenz vor virtuell
- Digitale Kompetenz schaffen
- Virtuellen Raum abwechslungsreich gestalten
- Mit Präsenzblock abschließen
Wie lauten deine Schlussfolgerungen und Empfehlungen für Unternehmen und Führungskräfte?
Mein Credo ist, dass Mensch und Organisation eine unauflösbare Kombination sind. Organisationen funktionieren nicht ohne die Menschen, Menschen brauchen Organisation – nur beides zusammen führt zu Erfolg. Unternehmen und Führungskräfte müssen meiner Meinung nach in den herausfordernden Zeiten, in denen wir sind, die Menschen noch mehr im Blick haben, sie müssen intensiv an Einbindung, Motivation, Zukunftsaussichten und Kultur arbeiten. Insbesondere, da Remotearbeit – sei es im Homeoffice oder sonst irgendwo auf der Welt – Nähe und Kontakt schwieriger macht. Führungskräfte müssen noch genauer hinhorchen, was ihre Mitarbeiter bewegt.
Danke Stefan, für diese wertvollen Einblicke!